Nürnberg 2025
KULTURHAUPTSTADT EUROPAS - KANDIDAT

Past Forward
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Jury­be­richt ver­öf­fent­licht – Trotz Kri­tik auch viel Lob für Nürnberg

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Am 27. November 2020 veröffentlichte die Jury für den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“ in Deutschland einen schriftlichen Bericht zum Votum für die Titelvergabe. In diesem Bericht erläutert die Jury ihr Urteil zu den Städten, die sich für die Schlussrunde im Wettbewerbsverfahren qualifiziert hatten.

Für die Nürnberger Bewerbung fällt der Bericht zu großen Teilen positiv aus. So wird besonders die 2018 verabschiedete Kulturstrategie gelobt sowie die Einbindung der Metropolregion und die Struktur und Konzeption des künstlerischen Programms. Als positiv werden auch die politische Unterstützung sowie die solide finanzielle Grundlage und die breite Infrastruktur bewertet. Wir nehmen die Kritik der Jury sehr ernst und reflektieren unsere Arbeit dahingehend. An der einen oder anderen Stelle finden wir aber auch, dass der Bericht unserer Bewerbung nicht gerecht wird. Dazu möchten wir gerne Stellung nehmen.

Das Gremium würdigt in seinem Bericht zu Nürnberg, dass der Kultur- und Kreativsektor, der von der aktuellen Covid-19-Pandemie betroffen ist, in der Bewerbung besonders berücksichtigt und unterstützt wird. Den Projekten und Initiativen zum Ausbau der Kultur- und Kreativwirtschaft wie beispielsweise dem „Garage Project“ werden interessante Perspektiven attestiert. Die Jury merkt jedoch an, dass Maßnahmen zum Capacity Building auch außerhalb des Kultursektors fehlen. Hierzu wollen wir anmerken, dass sich im Bewerbungsbuch zahlreiche Maßnahmen zum Capacity Building beispielsweise im Sozialsektor, der Kreativwirtschaft und der Industrie finden.

Die Strategie zum Community Development sowie die breite Einbindung der Bevölkerung, insbesondere auch für benachteiligte und marginalisierte Gruppen, bewertet die Jury als überzeugend und wichtig. Auch wird die Zusammenarbeit mit Freiwilligen und Schulen lobend erwähnt. Die Kritik, Universitäten seien zu wenig involviert, ist für uns sachlich nicht nachvollziehbar. Wir bedauern, dass die Tatsache, dass ein großer Teil des Programms gemeinsam mit den Hochschulen in der gesamten Region entwickelt wurde, nicht zur Jury vorgedrungen zu sein scheint, auch wenn dies klar aus dem Bewerbungsbuch hervorgeht. Verschiedene Lehrstühle der FAU Erlangen-Nürnberg, die Universität Bayreuth, das LEONARDO-Zentrum, die Hochschule für Musik Nürnberg, die Hochschule Ansbach, die Hochschule Treuchtlingen, die Akademie der Bildenden Künste und viele weitere Hochschulen haben mehr als 15 Projekte initiativ in die Kulturhauptstadt-Bewerbung eingebracht oder haben Projekte gemeinsam mit dem N2025-Bewerbungsbüro entwickelt. Insgesamt sind im Bewerbungsbuch mehr als 20 regionale und internationale Hochschulen als Projektpartner aufgeführt.

Die Weiterentwicklung der Kooperationen in der gesamten Metropolregion wird positiv hervorgehoben. Das Gremium merkt hierzu an, dass die langfristige Entwicklung der ECoC-Governance unklar sei. Der Ansatz von N2025 war hier, keine parallele Governance- Struktur in der Metropolregion aufzubauen, da diese bereits über klare Strukturen verfügt. Dies wurde aus unserer Sicht ausführlich im ersten Bewerbungsbuch behandelt, im zweiten Bewerbungsbuch gab es keine dezidierte Frage zur regionalen Einbindung.

Laut dem Jury-Report sind die Pläne zur Evaluierung und Überprüfung der Prozesse gut dargestellt und sinnvoll mit den Zielen der Kulturstrategie sowie den UN-Nachhaltigkeitszielen verknüpft. Die Langzeitwirkungen seien richtig bemessen und das Evaluierungssystem, dass sehr langfristig bis 2030 angesetzt ist, wird im Report als sehr starkes Merkmal der Nürnberger Bewerbung bewertet.

Das künstlerische Programm

Die drei Plattformen des künstlerischen Programms, „Humanity“, „Activity“ und „Community“ bewertet die Jury als überaus relevant und zeitgemäß, für die Stadt, die Region und ganz Europa. Als ebenfalls wichtig schätzt die Jury die vielen Initiativen zur Förderung der Transkulturalität und des interkulturellen Dialogs ein, sowie jene Projekte, die sich mit der jüdischen Erinnerungskultur und dem jüdischen Erbe befassen. Positiv werden auch die zahlreichen Kooperationen und Verbindungen zu europäischen und internationalen Partnern, darunter auch viele ehemalige Kulturhauptstädte und Partnerstädte, angemerkt.

Die Themen Menschlichkeit (Humanity) und „internationales Strafrecht“ sieht die Jury nicht eindeutig mit der Geschichte Nürnbergs verbunden. Auch sehe man keine Grundlage für einen breiten Dialog mit verschiedenen Partnern. Das Thema „Menschlichkeit“ war für unsere Bewerbung zentral und wird innerhalb zahlreicher Projekte in allen seinen Facetten behandelt. Die Themen-Plattformen „Dignity and Equality“ und „Landscapes of Labor“ beschäftigen sich ausführlich mit dem Thema der Menschlichkeit und dem internationalen Strafrecht und verfügen über eine umfassende Partnerlandschaft. Die Projekte befassen sich unter anderem mit der Kinderrechtskonvention der UN und den Kinderrechten in einem europäischen Theaternetzwerk ebenso wie mit der Behindertenrechtskonvention und den Menschenrechten bezogen auf die LGBTQ+-Communities. Das Projekt „Die Nürnberger Prozesse 2025“ thematisiert die Arbeitsbedingungen, die Ausbeutungsprinzipien moderner Arbeit im globalen Kontext. Das Völkerstrafrecht und die aktuelle Menschenrechtssituation bilden einen zentralen Bestandteil der Bewerbung.

Das Konzept zu "Past Forward" wird im Bericht als fundiert für die Geschichte der Stadt beschrieben und bringe zu Recht alle Stränge der Geschichte in die Gegenwart und Zukunft. Das Programm hierzu sei vielschichtig und professionell dargestellt und besitze die Fähigkeit, lokales Kulturerbe mit neuen künstlerischen Ausdrucksformen zu vereinen. Bei der Kommunikation sehe man aufgrund der Komplexität des Programms jedoch Schwierigkeiten. Das Konzept um den Umgang mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände und der Kongresshalle ist laut Gremium geschickt aufgebaut. Für die Nachhaltigkeit fehle der Jury eine Ausarbeitung der partizipatorischen Ansätze bei den Themen rund um das ehemalige Reichparteitagsgelände. Eine Grundlage für diese Kritik ist aus Sicht von N2025 nicht gegeben, das Konzept von beispielsweise „Doing Ground“ zielt in Bezug auf die Erinnerungskultur explizit auf die Aktivierung des Publikums und der Communities ab. Die Projekte setzen sich dezidiert mit der Erinnerung des Ortes auseinander. Zudem sind Kooperationen mit Gedenkstätten wie Flossenbürg genannt sowie partizipatorische Formate mit Schüler*innen.

Das Thema Spiel bringe laut Jury interessante Projekte wie „Haus des Spielens“, „Toys of Tomorrow“ und „Archipele des Spiels“ hervor. Hier wird die Einbeziehung der lokalen und regionalen Kulturakteur*innen lobend erwähnt sowie das kuratorische Konzept, das auf einer breiten Partizipation fußt. Die Kritik, es fehle eine finanzielle Beschreibung der Projekte ist für uns nicht nachvollziehbar, da in unserem Bid Book jede Programmplattform mit einem Budget hinterlegt ist.

Insgesamt schätzt die Jury die Bewerbung und die Relevanz für ein internationales Publikum aufgrund der künstlerischen Qualität des Programms und der starken Relevanz der Themen im heutigen Europa als vielversprechend ein.

Wir sagen Danke

Wir bedanken uns bei allen Menschen, die den Bewerbungsprozess begleitet und unterstützt haben und ohne die, der Bewerbungsprozess nicht möglich gewesen wäre. Wir gratulieren Chemnitz zum Titel "Europäische Kulturhauptstadt Europas 2025" und bedanken uns ebenfalls bei der Kulturstiftung der Länder, der Jury und den Mitbewerberstädten Chemnitz, Dresden, Hannover, Hildesheim, Magdeburg, Gera und Zittau für den Wettbewerb und die kollegiale Zusammenarbeit!

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