Doing Ground
Nürnberg war im Wettbewerb um den Titel Kulturhauptstadt leider nicht erfolgreich, umso wichtiger ist es jetzt, die Diskussion um den Umgang mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände und seinen Architekturen weiterzuführen. Die aktuelle Debatte um das „Regenbogen-Präludium“ zeigt, das künstlerische Interventionen auf dem Gelände große Wirkung entfalten können. Die Debatte über den Umgang mit Erinnerungsorten ist aktueller und wichtiger denn je: Zwei Generationen nach dem Holocaust registrieren wir erschrocken das Wiedererstarken von Nationalismus, Antisemitismus und Fremdenhass – und zwar in allen Milieus. Den jahrzehntelangen Konsens über das Versprechen „Nie wieder“ können wir heute nicht mehr voraussetzen. Bisher haben Zeitzeugen wachsame Schlaglichter auf die Gegenwart geworfen. Da diese bald nicht mehr befragt werden können, bildet sich ein Vakuum und es formuliert sich ein Auftrag für die Zukunft.
Das ehemalige Reichsparteitagsgelände spielte in der Nürnberger Bewerbung eine große Rolle. Eines der Projekte dazu war „Doing Ground. Prozesse der Erinnerung. Zur Zukunft des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes“. Für dieses Projekt haben wir zahlreiche Expertinnen und Experten befragt und wollten mit einer Tagung im Dezember 2020 in den Dialog mit der Stadtgesellschaft treten. Auch das Künstlerkollektiv, das der Debatte mit dem "Regenbogen-Präludium" in diesem Herbst noch einmal Schwung verliehen hat, war eingeladen. Leider musste die Tagung wegen der Pandemieauflagen abgesagt werden. Die Positionspapiere der Teilnehmerinnen und Teilnehmer veröffentlichen wir jedoch hier in deutscher und englischer Sprache als Beitrag für die weitere Debatte.
Doing Ground. Prozesse der Erinnerung
Zur Zukunft des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes
Alle, die in Demokratien westlicher Länder leben, haben ein Stück Nürnberg in ihrer Geschichte. Das ehemalige Reichparteitagsgelände gehört zu den größten Gedenk- und Erinnerungsorten Europas und spielte eine tragende Rolle in der Bewerbung der Stadt Nürnberg um den Titel "Kulturhauptstadt Europas 2025". Im Rahmen der Arbeit zum Themenfeld „Humanity“ haben wir gemeinsam mit der Kuratorin, Dramaturgin und Autorin Marietta Piekenbrock ein Konzept für die künstlerische Aktivierung des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes entwickelt: „Doing Ground. Prozesse der Erinnerung. Zur Zukunft des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes“.
Die lange geplante Tagung „Doing Ground“ des Bewerbungsbüros N2025 thematisiert die Rolle der authentischen Erinnerungsorte in unserer Erinnerungskultur und fragt nach möglichen Perspektiven für den Umgang mit dem Gelände in einer superdiversen Stadtgesellschaft. Aufgrund der Pandemieauflagen musste die Tagung abgesagt werden.
Die eingeladenen Expert*innen aus Architektur, Kunst, Sozialforschung, Kultur- und Geschichtswissenschaften hatten uns bereits im Bewerbungsprozess unterstützt. Ihre Ideen und Impulse veröffentlichen wir im Positionspapier „Doing Ground“.
Positionspapiere (de)
Position papers (en)
(Bitte beachten sie, dass die Texte urheberrechtlich geschützt sind, das Urheberrecht liegt bei den Autorinnen und Autoren.)
Folgende Expertinnen und Experten waren am Prozess beteiligt:
- Boris Charmatz, Tänzer, Choreograph, Künstlerischer Leiter von [terrain], Brüssel
- Dr. Florian Dierl, Leiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände, Nürnberg
- Simon Fujiwara, bildender Künstler, Berlin
- Peter Haimerl, Architekt, Stadtplaner München
- Dr. Anke Hoffsten, stellvertretende Direktorin, NS Dokumentationszentrum, München
- Leon Kahane, bildender Künstler, Berlin
- Francis Kéré, Architekt & Aktivist Berlin, Burkina Faso
- Samir El Kordy, Architekt, Kairo, Artist in Residence N2025
- Prof. Dr. Claus Leggewie, Politikwissenschaftler, Gießen Prof. Dr. Andres Lepik: Direktor des Architekturmuseums München der TUM
- H.G. Merz, Architekt, Museumsgestalter, Stuttgart/ Berlin
- Marietta Piekenbrock, Kuratorin, Autorin, Dramaturgin und Kulturmanagerin, Berlin/ München
- Ong Keng Sen, Regisseur und Kurator, Singapur
- Dr. Alexander Schmidt, Ausstellungsmacher des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände, Nürnberg
- Prof. Dr. Stephan Trüby, Architekturtheoretiker, Stuttgart
- Dr. Alexander Yendell, Soziologe, Leipzig
- Dr. Mirjam Zadoff, Direktorin, NS Dokumentationszentrum, München